Traben-Trarbach. Alternative Bestattungsformen werden immer häufiger verlangt. In Traben-Trarbach wird bald der erste Bestattungswald des Landkreises Bernkastel-Wittlich eröffnet. Er könnte sogar Konkurrenz bekommen.

Patrice Langer und Kurt Haag haben seit mehreren Jahren dicke Bretter gebohrt und nun auch vom Stadtrat grünes Licht erhalten: Bald wird die Jugendstilstadt einen Bestattungswald eröffnen, voraussichtlich der erste dieser Art im Landkreis Bernkastel-Wittlich. „Die Kreisverwaltung hat inzwischen auch die Genehmigung erteilt, jetzt kann es endlich losgehen“, sagt Patrice Langer, Stadtbürgermeister von Traben-Trarbach, beim Termin vor Ort in der Nähe des „Hödeshof“, dem wohl kleinsten Stadtteil von Traben-Trarbach auf einer Anhöhe hoch über der Mosel.

Hier gehört der Stadt ein größeres zusammenhängendes Waldgebiet mit alten Eichen und Buchen. Es ist ein ruhiger Ort, vom Waldrand aus kann man über das Moseltal bis in die Eifel blicken. „Bei klarem Wetter ist sogar die Hohe Acht, der höchste Berg der Eifel bei Adenau, von hier aus zu sehen“, sagt Langer. Der Eichen- und Buchenbestand sei zwischen 140 und 150 Jahren alt, erläutert Kurt Haag, zweiter Beigeordneter, der sich ebenso wie Langer für das Projekt eingesetzt hat. Zusammenhängende Eichenwälder in diesem Alter seien eine Seltenheit. Häufig kommt es zu Verbissschäden durch Wild, was das Wachstum von jungen Bäumen stört. „In der Franzosenzeit vor über 100 Jahren hat die hungrige Bevölkerung viel gewildert. Da wurde der Rotwildbestand stark dezimiert und deshalb haben so viele Eichen überlebt,“ erklärt Langer.

Dieser Umstand und das damit verbundene Alter seien ein Glücksfall für Traben-Trarbach. Das Fällen von Eichen und Buchen bringe nämlich erst nach 250 Jahren Ertrag. Momentan müsse der Wald deshalb ruhen und genau in dieses Zeitfenster – von heute bis in etwa 100 Jahren – passe die Nutzung als Bestattungswald. „Das ist ein zeitgemäßes Angebot, die Gesellschaft verändert sich und viele Menschen suchen eine Alternative zur Bestattung auf dem Friedhof. Das soll ein Zusatzangebot für naturnahe Menschen werden, aber keine Konkurrenz“, sagt Haag. Und Langer fügt hinzu: „Ein Bestattungswald wirft auch Geld ab, mit dem wir unsere anderen Friedhöfe refinanzieren können.“ Das Konzept sieht nämlich eine Zusammenarbeit mit „Unique Forestry and Landuse“ in Freiburg vor. Das ist eine Firma, die sich auf die Vermarktung und Nutzung von Forsten im Auftrag von Kommunen oder anderen Waldbesitzern spezialisiert hat und inzwischen international tätig ist.

Die ersten Bäume, an denen Urnen beigesetzt werden können, sind bereits mit blauen Bändern markiert. „Wir haben die 13 Hektar Fläche in fünf Sektoren aufgeteilt. Pro Sektor sind etwa 250 Bäume ausgewiesen, an denen bis zu zwölf Urnen beigesetzt werden können“, sagt Langer.

Wann könnte es losgehen? „Unser Wunschtermin ist der 1. September 2019. Anfragen haben wir schon“, sagt Langer.

Zwischenzeitlich hat auch Lieser an der Mosel einen Bestattungswald beantragt. Dessen Genehmigungsverfahren sei aber noch nicht abgeschlossen, so Manuel Follmann, Sprecher der Kreisverwaltung. Traben-Trarbach wird daher den ersten Bestattungswald haben – und vielleicht wird er auch ein wenig Konkurrenz stromaufwärts bekommen.

Patrice Langer (links) und Kurt Haag zeigen einen Baum, der für Urnenbestattungen geeignet ist und mit einem blauen Band markiert wurde.

Foto: TV/Hans-Peter Linz